Die Cichliden des Viktoriasees sind Maulbrüter. Die Männchen tragen in der Afterflosse mehrere Eiflecke, die von einem dünnen graufarbenen Kreis umrahmt werden. Manchmal tragen auch die Weibchen Eiflecken. Diese sind aber sehr klein und werden nicht durch Ringe begrenzt.
Das fortpflanzungswillige Männchen verändert seine Farbe, meist zu kräftigeren etwas dunkleren Farbtönen und beginnt, seinen Reviermittelpunkt, der meist hinter einem Stein liegt, heftig gegen jeden zu verteidigen. Einige Arten legen tiefe Laichkuhlen an, andere flache oder gar keine.
Während das Männchen an seiner Kuhle gräbt, dabei aber auch immer die anderen Fische im Auge behält und sie verjagt wenn sie zu nahe kommen, findet er immer wieder Zeit zwischendurch, das oder die laichreifen Weibchen anzubalzen. Nach einer gewisssen Zeit nähert sich ein Weibchen und hält sich in der Nähe der Mulde auf. Während alle anderen Fische weiterhin verjagt werden, bleibt diese Dame unbehelligt. So geht es eine ganze Weile: Buddeln, Jagen, Balzen. Schließlich kommt es zur Eiablage. Abgelaicht wird nach der Eifleckmethode, die allgemein bekannt sein dürfte.
Nach dem Ablaichen verlässt das Weibchen mit gefülltem Kehlsack den Laichplatz und gesellt sich wieder zu den anderen Tieren ihrer Art, hält aber einen gewissen Abstand. Im Verlauf der Brutzeit findet man sie immer öfter in der Nähe von Pflanzendickichten oder Höhlen, also Versteckmöglichkeiten. Manche Weibchen bilden ein kleines Revier, welches sie gegen alle anderen Fische heftig verteidigen. Hier werden dann später die Jungen abgesetzt und beschützt.
Die Brutpflege wird von den Müttern ausgeführt. Allerdings hat der Wissenschaftler Ole Seehausen einmal beobachten können, dass bei Harpagochromis “orange rock hunter” auch das Männchen bei der Brutpflege aktiv war. Dieses Verhalten konnte auch mehrmals von Hobbyzüchtern beobachtet werden.
Nach einer Tragzeit von ca. 18 bis 21 Tagen, je nach Art und Wassertemperatur unterschiedlich, , werden die Jungen entlassen. Sie werden noch wenige Tage im Maul aufgenommen, wenn Gefahr droht. Der Brutpflegetrieb erlischt aber nach einer gewissen Zeit. Die Zeitspanne ist von Art zu Art unterschiedlich. Bei Freiwasser-Cichliden (Yssichromis) beträgt sie nur 2 Tage, bei anderen bis zu drei Wochen. Ich meine, beobachtet zu haben, dass die Zeitspanne der Brutpflege auch mit dem Feinddruck zusammen hängt. Im separaten Brutbecken ist die Brutpflege nicht so intensiv wie im Gesellschaftsbecken. Hier habe ich aber nur genauere Beöbachtungen bei Paralabidochromis chilotes gemacht.
Das Geschlechterverhältnis der Nachkommen hängt eng mit der Wassertemperatur zusammen. Bei einer Temperatur von 25° C ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen, bei höheren Temperaturen entstehen mehr Männchen, bei niedrigeren mehr Weibchen. Wissenschaftlich ist das allerdings noch nicht bewiesen.
Die Zahl der Jungen hängt auch von der Größe der Mutter ab. Junge Mütter bringen zunächst 6 – 10 Junge zur Welt, ältere oft mehr als 40.
Jüngere Tiere sind sehr fortpflanzungsaktiv, ältere dagegen kaum noch.